Montag, 29. März 2010

Und wieder daheim

Was auch immer daheim bedeutet. Auf jeden Fall nach acht Monaten wieder in Deutschland, erstmal Osnabrück. Nach wunderbaren zwei Wochen bei Sophia in Porto Alegre habe ich in meiner letzten Woche in Südamerika noch ein bisschen Tourismus-Programm gemacht, wenn auch im Schnelldurchlauf. Von Sonntag bis Dienstag war ich in São Paulo, wo ich bei der Familie von Natalia, einer brasilianischen Freundin Sophias aus Mexiko untergekommen bin, die mich unglaublich offen und herzlich empfangen hat und mir wunderbar geholfen hat beim Zurechtfinden in dieser beeindruckenden Stadt. Unter anderem war ich japanisch essen, habe das Zentrum besichtigt (alt und neu), das japanische Viertel Liberdade, war in einer Bar mit Live-Musik, am Unabhängigkeitsmonument und im Museo Paulista. Am Dienstag-Mittag bin ich mit dem Bus weiter nach Rio de Janeiro gefahren, auch dort untergekommen bei einem von Phis Bekannten aus Mexiko, Filipe. Auch hier die Gastfreundschaft beeindruckend. Dort war ich am Dienstag-Abend mit Filipe wieder in einer Bar mit Live-Musik und habe am Mittwoch die Tourismus-Highlights besichtigt, also den Pão de Açúcar und den Corcovado mit dem Cristo Redentor, mich am Abend mit David getroffen, auf dem Dach seines Hotels Bier getrunken, und bin am Donnerstag-Vormittag noch zur Praia de Copacabana gefahren, bevor ich dann am Nachmittag zum Flughafen musste. In Düsseldorf bin ich dann am Freitag gegen elf angekommen und muss mich jetzt nach durchgängigem Sommer seit November (größtenteils sogar in Bogotá und Ecuador) und fast 40 Grad in Rio wieder an die deutschen Temperaturen und den Regen gewöhnen. Die letzte Woche hab ich noch gut ausgenutzt, wenn auch dieser Teil Brasiliens garantiert einen längeren Aufenthalt verdient hätte.

Freitag, 12. März 2010

Cataratas do Iguaçú





Nach langer Zeit...

Nach meiner Abreise aus Perú habe ich einen sehr erfüllten Monat in Bogotá verbracht. Ohne dass ich eigene Sachen zu tun gehabt hätte, war ich doch dauerhaft unterwegs, hab viel erlebt, aber so rein gar nichts touristisches, war internetlos, habe dementsprechend den Anschluss an die Welt etwas verpasst, mir ging es aber durchgängig sehr gut. Vor knapp anderthalb Wochen bin ich dann nach São Paulo geflogen und direkt weiter nach Porto Alegre. Hier habe ich zunächst ein Wochenende lang die Stadt kennengerlent, das Stadtleben meines Schwesterleins miterlebt, also vor allem Capoeira und Weggehen und dann ein wenig des Landlebens, bzw. des Arbeitslebens. Denn am Montag ging es sechs Stunden durch Süddeutschl... Rio Grande do Sul nach Ibiaçá, ein kleines Kaff mitten in der Pampa, wo ich ein wenig gesehen habe, wie die Besuche bei den Menschen mit Behinderungen so ablaufen. Am Dienstag habe ich mich aber abgeseilt, einen Bus nach Passo Fundo genommen und von dort einen nach Foz do Iguaçú, wo ich am Mittwoch-Vormittag angekommen bin. Dort habe ich die Wasserfälle auf der brasilianischen Seite angeschaut, auf die argentinische Seite übergesetzt, die Dreiländergrenze bei der Mündung des Río Iguazú in den Río Paraná gesehen, dort in Puerto Iguazú übernachtet und gestern Morgen die Fälle auf der argentinischen Seite besucht. Danach ging es zurück nach Foz, habe noch der Ciudad del Este in Paraguay einen Kurzbesuch abgestattet - die Stadt scheint vor allem aus Markt und Baustelle zu bestehen -und am Abend dann den Bus zurück nach Porto Alegre genommen, wo ich heute Morgen nach 15 Stunden Fahrt angekommen bin. Hier werd ich jetzt noch knapp über eine Woche mit Sophia verbringen, bevor ich nach Kurzbesuchen in São Paulo und Rio de Janeiro wieder zurück nach Deutschland fliege.

Donnerstag, 4. Februar 2010

Von Lima nach Bogotá

In Lima habe ich jetzt eine recht ruhige Woche verbracht ohne grössere Höhepunkte. Allerdings ist es sehr schön so willkommen zu sein und Freunde in den verschiedensten Städten des Kontinents zu haben. Hier habe ich mich wie selbstverständlich in das Leben der Familie eingefügt. Am Sonntag wurde die halbe Verwandtschaft ins Landhaus nach Pachacamac eingeladen, wo Fussball gespielt, gebadet, Brathähnchen gegessen, Wein und Pisco getrunken wurde. Und das alles in der knallenden Sonne des peruanischen Sommers. Der Sonntag war allerdings auch (neben heute) der einzige Sonnentag; ansonsten war das Wetter typisch für Lima: heiss und bewölkt. Schön war noch ein langer Spaziergang, den ich entlang der Steilküste von Miraflores unternommen habe.
Des weiteren habe ich beschlossen, meine Reise zu unterbrechen und kehre morgen nach Bogotá zurück (allerdings nicht auf dem Landweg, sondern im Flugzeug). Dort bleibe ich dann einen Monat, bevor es im März nach Brasilien geht. Ist auch wahrscheinlich sicherer, da hier in den Bergen gerade Überschwemmungen herrschen, Cusco von der Aussenwelt abgeschnitten ist und Menschen unter Schlammlawinen begraben werden. Auch wenn das natürlich nicht der Grund für die Entscheidung war.

Freitag, 29. Januar 2010

Lima

Heute morgen bin ich gut in Lima angekommen. Die Fahrt war angenehm und wenig anstrengend. Ich hatte zwei Sitzplätze für mich und konnte mich ordentlich ausstrecken. Ausserdem waren die Filme angenehm und die Strecke entlang der peruanischen Küste ist wirklich sehr eben und gerade. In Lima wurde ich dann direkt vom dichten Verkehr empfangen und dann am Terminal von Alfonso, der schon auf mich gewartet hat. Mit dem habe ich dann erstmal gefrühstückt und geplaudert, wie auch mit Mercy; Charo kommt heute Abend von einer Woche am Strand zurück.
In Perú konnte ich schon das herrliche Essen geniessen, Causa rellena, Ají de gallina, Caldo de gallina und Estofado de pollo. Kulinarisch kann ich mich definitiv nicht beschweren.

Donnerstag, 28. Januar 2010

Piura

Am Dienstag-Abend haben wir ein schönes Abschiedsgrillen veranstaltet (viel Fleisch, aber sehr lecker), mit Segundo und Irma, Aníbal (der Bruder von Irma), Doña Berta und Robinsón. Spontan ist auch Leonel gekommen, der seine letzte Woche in Cuenca ist, bevor er wirklich nach Kolumbien zurückkehrt. War sehr schön, mit ihm zu reden. Leider konnte María Dolores kurzfristig nicht kommen.
Gestern morgen ging es dann los, erst im Bus nach Huaquillas. Lustigerweise ist an der Feria Segundo in genau diesen Bus eingestiegen, da er von der Arbeit aus nach Girón gefahren ist, ein Dorf 40 Minuten von Cuenca. Also konnten wir uns nochmal verabschieden. In Huaquillas musste ich umsteigen, und obwohl ich das Ticket schon einen Tag vorher gekauft hatte, gab es keinen Sitzplatz mehr. Da ich aber Anspruch auf einen hatte, wurde mir kurzerhand ein Plastikstuhl in den Gang gestellt, direkt an den Eingang. Dort sass ich dann bis Talara, also knapp 4 Stunden, was ziemlich unbequem wird. Die letzten zwei Stunden bis Piura hatte ich dann zum Glück einen richtigen Sitzplatz. Leider gab es in Piura keine Tickets mehr nach Lima, also hab ich mir ein Hostal gesucht und schön zu Abend gegessen, Anticuchos de corazón, Rinderherzspiesschen. Und ich konnte ordentlich ausruhen, trotz der enormen Hitze hier im Norden von Perú. Gleich, um halb vier, fährt dann mein Bus nach Lima, wo ich morgen früh ankommen werde.

Dienstag, 26. Januar 2010

Abschied aus Cuenca

Nach anderthalb Wochen werde ich jetzt wieder abreisen aus Cuenca und morgen früh Richtung Lima aufbrechen. Ich habe eine sehr schöne Zeit mit den Kindern in der Fundación verbracht, bei den Hausaufgaben geholfen, gespielt, die Workshops ein wenig begleitet und bin am Freitag mit zum Parque Paraíso gefahren. Ausserdem habe ich Freunde getroffen, bin durchs Zentrum gelaufen, habe meine Musiksammlung aufgestockt und im Cafecito gesessen. Heute Abend gibt es noch ein kleines Abschiedsessen und dann geht es los nach anderthalb sehr schönen, nostalgischen Wochen. Auch wenn ich Kolumbien weiterhin vermisse.

Die politische Situation ist sehr interessant momentan in Ecuador, was vor allem das Fernsehen wiederspiegelt. Es gibt einen neuen Fernsehsender der Regierung, EcuadorTV, der grösstenteils sehr interessante Sendungen bietet, und der gleichzeitig Propaganda für die Revolución Ciudadana macht. Die Regierung wird allerdings gleichzeitg vom Oppositionssender TeleAmazonas aufs heftigste attackiert. Dies ist auch ungefähr die Situation im Land, ungebrochene Unterstützung einerseits und verbitterter Hass andererseits. Allerdings muss man sagen, dass vor allem die unteren und mittleren Schichten den Präsidenten unterstützen, da sie eindeutige Verbesserungen spüren. Und diese Schichten stellen die eindeutige Mehrheit der Bevölkerung da.


Donnerstag, 21. Januar 2010

Fundación

In der Fundación hat sich einiges verändert. Jetzt in einem neuen Haus, das grösser ist und sehr viel besser geeignet. Von den Mitarbeitern, die ich kannte, sind viele nicht mehr da. Betty ist jetzt die Leiterin, es gibt eine neue Buchhalterin. Alberto ist nicht mehr da, dafür eine neue Psychologin. Rolando ist in die USA gegangen; seine Frau, Doña Berta, hat seine Aufgaben übernommen und lebt weiterhin mit ihrem Sohn Robinsón in der Fundación. Im Nachmittagsbereich ist nur noch Carlitos da. Leonel ist im Dezember nach Kolumbien zurückgegangen. Und auch Segundo arbeitet seit einem Monat nicht mehr da, hat eine andere Fundación gefunden, in der er ganztags arbeitet und mehr verdient. María Dolores ist allerdings weiterhin da und ich konnte sie am Dienstag zur Schule der Geschwister Quizhpi begleiten. Nachher hat sie mich zum Mittagessen zu sich nach Hause eingeladen. Die Jugendlichen habe ich kurz bei ihren Hausaufgaben besucht. Die aktuellen Jugendlichen waren zu meiner Zeit die ältesten des Nachmittagsbereichs, der kleinen Kinder. Die früheren Jugendlichen sind nicht mehr in der Fundación. Der Nachmittagsbereich scheint mir besser zu funktionieren als damals. Viele Kinder kannte ich noch, einige sind neu, viele kleine Geschwister sind jetzt da. Und einige der Kinder haben auch mich erkannt. Erst habe ich ein wenig bei den Hausaufgaben geholfen, später Carlitos in seinem Workshop begleitet. Es ist wirklich toll, die Kinder nach dieser langen Zeit wiederzusehen. Gestern Mittag habe ich dann María Dolores zum Comedor begleitet. Da hat sich nicht so viel verändert, die gleichen Mitarbeiterinnen. Allerdings ist jetzt alles irgendwie besser organisiert. Die nächsten Tage werde ich sicher noch für ein paar kurze Besuche in der Fundación nutzen.

Sonntag, 17. Januar 2010

Angekommen in Cuenca

So bin ich also Freitag-Abend in Quito aufgebrochen und am Samstag-Morgen nach zehn Stunden Fahrt in Cuenca angekommen. Es ist interessant, die Dinge zu sehen, die sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren verändert haben und die, die sich nicht verändert haben. So weiss ich noch, welchen Bus ich wohin nehmen muss, aber das Bussystem ist komplett anders; es gibt jetzt feste Haltestellen und eine Maschine, die die Münzen entgegennimmt: alles viel effizienter.
Am Samstag habe ich mich als erstes mit Sophie, Stefan und Tina getroffen. Wir haben beschlossen, die Ingapirca-Ruinen zu besichtigen, die einzigen wichtigen Ruinen Ecuadors, wenn auch mit den peruanischen in nichts zu vergleichen. Das hat den halben Tag in Anspruch genommen, inklusive der fünf Stunden Hin- und Rückweg. Die Ruinen, zum Teil von der Cañari-Kultur, zum Teil Inka, sind schon interessant, vor allem der Sonnentempel, aber nicht wirklich gross.
Am Abend in Cuenca habe ich mich mit meinem alten Freund Segundo getroffen, meine Sachen zu ihm gebracht und etwas gegessen. Danach haben wir uns wieder mit den Deutschen getroffen und einige Stunden mit ein paar Freunden Segundos, die ich auch noch kannte, im Haus eines von denen verbracht, Rum und Zhumir getrunken, gesungen, geredet. Mit Segundo bin ich um vier Uhr morgens nach Hause gekommen, die anderen Deutschen waren schon etwas früher zu ihrem Hostal zurückgekehrt, um heute früh aufstehen zu können.
Mit Segundo komme ich immer noch sehr gut aus, hier werde ich jetzt ein paar Tage bleiben. Die Stadt gefällt mir weiterhin sehr gut und bringt mir viele gute Erinnerungen. Auch der ecuadorianische Akzent hat mich gestern Abend nostalgisch gemacht. Trotzdem hat es mich gefreut, als alle meinten, ich hätte jetzt einen kolumbianischen Akzent.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Zwischen Bucaramanga und Quito

Nach einem für mich sehr schwierigen Abschied in Bucaramanga ging es am Dienstag um halb sechs abends los. Irgendwie habe ich es geschafft, ein wenig, wenn auch schlecht, im Bus zu schlafen und am Morgen war ich überrascht, schon in Cali zu sein. Der Tag verging recht schnell, die Landschaft anschauend und meinen Gedanken nachhängend. In Pasto ist der Bus um halb sechs am Mittwoch angekommen und von da aus fuhren nur noch sechs Passagiere weiter bis Ipiales, wo ich um halb acht ankam und von wo aus ich direkt mit einem Colectivo zu den Migrationsbüros weiterfuhr.
In der Schlange habe ich einige Kolumbianer und Peruaner kennengelernt, von denen ein paar von Caracas bis Lima, andere nur von Bogotá bis Quito reisten. Während wir in der Schlange auf den Stempel warteten, habe ich mit ihnen geplaudert und sie haben mir geholfen ihren Fahrer zu überzeugen, mich für zehn Dollar bis Quito mitzunehmen. Auf beiden Seiten der Grenze, die zu Fuss überquert werden musste, lief alles rund. Auf der anderen Seite haben wir zu Abend gegessen und dann ging es direkt weiter bis Quito. Im Bus konnte ich mich weiter unterhalten und ablenken, ausserdem lief ein guter Film. Die Fahrt war kürzer als erwartet und um drei Uhr morgens ist der Bus in Quito angekommen (nach insgesamt fast 34 Stunden Fahrt). Dann hatte ich Glück, dass mir Freunde einer Kolumbianerin, die ich unterwegs kennengelernt habe, geholfen haben und mich im Auto bis zu einem günstigen Hostal gebracht haben, so dass ich die Nacht zumindest sicher verbringen könnte. Als ich allerdings in den Schlafraum (für fünf Personen) kam, kam mir der Qualm eines Joints entgegen, den ein anderer Reisender gerade rauchte, und der die Luft zum atmen eng machte. Das Hochbett hat bei jeder Bewegung oben wie unten geschwankt wie ein Kamel und zu allem Überfluss kamen noch später Betrunkene dazu, von denen einer bis zum Morgen fast ununterbrochen rauchte (und ehrlich gesagt ist Zigarettenqualm schädlicher für einen guten Schlaf) und ausserdem mit seinem Handy spielte.
Also bin ich so früh wie möglich aufgestanden, habe mich geduscht und bin in einem Taxi zum Hostal gefahren, dass mir Sophie und Stefan empfohlen hatten. Hier zahle ich zwar etwas mehr, habe aber ein Zimmer und Bad für mich. Ausserdem konnte ich frühstücken und habe eine Engländerin kennengelernt, die am Vorabend aus Chile angekommen war. Mit der habe ich dann die Altstadt angeschaut, die wirklich schön ist und die vor allem eine unglaubliche Anzahl Kirchen aufweist. Komisch, dass mir diese Stadt, die ich noch nie vorher besucht hatte, so vertraut vorkommt. Am Nachmittag haben wir dann das Museum der Fundación Guayasamín (mit drei Räumen: präkolumbinische Kunst, koloniale Kunst und moderne Kunst) sowie die Capilla del hombre besucht, die vom ecuadorianischen maestro Oswaldo Guayasamín gegründet worden ist. Das Werk des Künstlers ist faszinierend, auch wenn ich nicht mit Sicherheit behaupten kann, dass es mir gefällt. Er hat einen sehr eigenen Stil, in seinen Bildern kommen besonders Gesichter und Hände vor, er ist sehr expressiv und thematisiert vor allem die Armut und das menschliche, sowie ganz besonders, das indigene Leid. Vor drei Jahren schon wollte ich das Werk kennenlernen, habe es aber nicht bis Quito geschafft. Jetzt also habe ich einen Eindruck des bekanntesten ecuadorianischen Künstlers.
Jetzt werde ich wohl schlafen, nach drei Nächten fast ohne Schlaf. Morgen möchte ich noch ein wenig von der Stadt sehen und dann hoffe ich abends nach Cuenca aufbrechen zu können, um dort am Samstag-Morgen anzukommen.