Freitag, 30. Oktober 2009

Aquelarre abgeblasen

Neuer Akt des Rektorats gegen die Studierenden. Es wurde kurzerhand gestern per Mail rumgeschickt, dass heute und morgen die gesamte Uni geschlossen bleibt für alle, kein Unterricht stattfindet. Aus Sicherheitsgründen. Denn für heute Abend war das traditionelle Aquelarre geplant, bei dem die Studierenden auf dem Unigelände Zelte aufschlagen, campen und eine Party veranstaltet, die zehn Mal grösser sein soll als die eines normalen Freitags. Da bekannt ist, dass das Rektorat das alles nicht so klasse findet, sind einige schon seit Tagen dabei, Alkohol und Zelte auf das Gelände zu schmuggeln und in Schliessfächern zu verstauen. Jetzt ist also der Schnaps drinnen und die Studis draussen. Was die Verwaltung fürchtet: Drogen, Sex, Alkohol. Kurz: Chaos. Also irgendwie verständlich die Sorge. Aber wäre schon interessant gewesen, das ganze Treiben zu sehen. Und die Studis planen natürlich gleich, das ganze in einer Woche nachzuholen. Mal schauen, wer letztlich die Oberhand behält.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Normalisierung und mehlige Demo

So langsam normalisiert sich der Uni-Alltag wieder. Wahrscheinlich wird das Semester nicht einmal verlängert. Diese Woche haben tatsächlich drei von vier Veranstaltungen stattgefunden. Das heisst dann allerdings zum Beispiel in Geschichte, dass die Hälfte der Stunde (naja der 3 Stunden) über die Situation der Uni diskutiert wird und die andere Hälfte über die Lektüren geredet wird. Dementsprechend geht es jetzt zügig aufs Ende zu. Heute habe ich die vorletzte Reseña abgegeben, werde ich sie vermissen? Übrigens hab ich find ich nen neuen Rekord geknackt, und zwar am Montag einen 400-Seiten-Text (zum Modell der agroindustriellen Entwicklung Kolumbien zwischen 45 und 90) in 4 Stunden zusammengefasst und bewertet, natürlich ohne ihn gelesen zu haben. Dass ich derartige Fähigkeiten entwickeln würde, hätte ich dann doch nicht gedacht. Jetzt stehen also nur noch eine Reseña, eine Klausur und zwei Abschlussarbeiten an, die interessanterweise aber schon am Ende des Semesters (also Ende November) abgegeben werden müssen.
Heute bestand die zweite Hälfte des Geschichtskurses darin, zusammen zur Demo zu gehen. Also sogar der Prof ist mitgekommen. Dass die Streiks nachlassen, heisst natürlich nicht, dass alle Proteste aufhören. Und selbst beim vierten Demozug (meinem zweiten) in drei Wochen sind erstaunlich viele Leute da. Es ging mal wieder von der Uni bis zur Plaza Bolívar, wirklich ein gewaltiges Stück. Heute war dagegen im Gegensatz zu vergangener Woche das Wetter gnädig, die Sonne hat ordentlich geknallt. Macht doch wirklich mehr Spass bei gutem Wetter. Interessant finde ich die unendliche Kreativität beim Erfinden neuer Sprüche. Die werden natürlich dauerhaft gerufen und gesungen. Dementsprechend heiser bin ich jetzt. Ausserdem bin ich seit dem Ende der Demo damit beschäftigt, Mehl aus meinen Haaren zu entfernen. So ganz hab ich den Sinn des Mehlverstreuens (über filmende Journalisten, Freunde im Zug und am meisten über sich selbst) nicht verstanden. Auf jeden Fall hatte ich das Pech, dass ein Kumpel von mir darin seinen Zeitvertreib während der Demo gefunden hat. Und er ist halt auch mir zweimal begegnet.
Ansonsten war die vergangene Woche irgendwie sehr nett, ohne dass irgendetwas besonderes passiert wäre.

Dienstag, 20. Oktober 2009

¡Viva la U!, ¡viva!, ¡viva la universidad!

"Uribe, porcino, paraco, asesino."

Porcino: Uribe hatte ja die Schweinegrippe. Paraco: Paramilitär. Asesino: Mörder. Also eine sehr freundliche Bezeichnung.

Es lebe die Universität! Lass nicht zu, dass sie privatisiert wird!

"Llueva o truene, la nacho se mantiene"

Ob Regen oder Donner, die Nacho (Universidad Nacional) bleibt standhaft.



Natürlich werden unterwegs auch Spuren hinterlassen: "Miseria europea". Auf dem Rückweg übrigens wieder sauber.

Auch hier werden Spuren entfernt.

Regen.

"Somos UN, somos un grito de libertad"

"Wir sind die UN, wir sind ein Freiheitsruf"
Heute war ein grosser Demozug der öffentlichen Unis des Landes. Viele Studis, gute Stimmung, friedlich. Leider dann fast abgesoffen im Regen. Der Zug ging von der Plaza Che bis zum Zentrum, zum Senat.
Beginn des Demozuges auf der Plaza Che.
Die Avenida Ciudad de Quito, Carrera 30, blockiert.

Später vor dem Senat.

Bolívar encapuchado.

José.

Montag, 19. Oktober 2009

Der Streik geht weiter

Die Studierenden, heute nach der Vollversammlung im Auditorio León de Greiff, das sich in diesem Gebäude befindet.
Die neu renovierte Bibliothek. Natürlich längst "eingeweiht". Andere Seite der Plaza "Che".
Rückseite der Bibliothek. Humorvoller Protest gegen die Militärbasen.

Und Che darf natürlich nicht fehlen.

Und so sieht Streik aus. Wer diesen brechen wollte, müsste sich erst durch die Stühle kämpfen.

Was ist Entführung?

Die Festgenommenen sind zum Glück mittlerweile freigelassen worden, da ihnen nichts nachgewiesen werden konnte. Ein bisschen Rechtsstaat? Naja, wenn man bedenkt, dass genau vier der 22 Studenten der Unal waren und unter anderem ausserhalb der Uni festgenommen wurden ohne diese auch nur betreten zu haben. Einer meinte gar, er hätte den Campus noch nie betreten, studiere in einer ganz anderen Uni und habe nur gerade seinen Onkel besucht, der in der Nähe wohnt. Immerhin: gut, dass sie wieder frei sind. Aber man kann sich jetzt ernsthaft fragen, was wohl eher eine Entführung ist, das Verhindern des Wegfahrens eines Autos, oder das kommentarlose Verhaften, Wegsperren absolut unbeteiligter, zum Teil minderjähriger Menschen.

Sonntag, 18. Oktober 2009

Nachtrag

Noch einmal kurz zu den Vorkommnissen am Freitag. Der Rektor wurde tatsächlich fünf Stunden von einer grossen Menge Studierenden in seinem Auto festgehalten und aufgefordert im Auditorio León de Greiff die finanzielle Situation zu erklären. Am Ende hat man sich darauf geeinigt, dass er dies am Montag macht und er konnte die Uni verlassen. Erst danach sind Polizisten mit Motorrädern, Luftschüssen und Tränengas in die Uni eingedrungen und haben ziemlich wahllos Studierende festgenommen. Dabei haben sie wohl auch Leute aufgescheucht, die offensichtlich einfach am Fussball spielen waren. Im Gegensatz dazu der Pressebericht. Natürlich auf Spanisch und leider in schlechter Tonqualität. Aber einen bildlichen Eindruck gibt es trotzdem. Wassermann hat zwar hinterher auch seine Situation wie Uribe als Entführung bezeichnet, allerdings den Polizeieinsatz kritisiert. Bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiter entwickelt.

Freitag, 16. Oktober 2009

Wassermann secuestrado?

Heute muss ich mal ein wenig aus Hörensagen berichten, da ich selbst heute nicht in der Uni war. Und zwar wurde heute im Rahmen der Proteste der Rektor der Uni, Moisés Wassermann, von einigen Studierenden mehrere Stunden festgehalten, da dieser nicht vor der Vollversammlug die finanzielle Situation der Uni erklären wollte. Was allerdings die genauen Motive waren, weiss ich auch nicht genau. Auf jeden Fall hat dann der Präsident Uribe höchstpersönlich Polizeieinheiten auf den Campus geschickt, wo deren Präsenz eigentlich verboten ist. Dort dann massiver Tränengaseinsatz. Unterdessen haben sich wohl die Studierenden und der Rektor geeinigt, so dass dieser gehen durfte. Das Vorgehen der Polizei wurde mir als sehr brutal beschrieben. Einige Festnahmen, aber anscheinend eher Unbeteiligte. Der Anklagepunkt könnte Entführung lauten. Sehr interessant sind dagegen die Presseberichte, die doch deutlich abweichen von den Berichten, die ich von verschiedenen Personen gehört habe. Da werden einseitig die Studierenden als böse abgestempelt, als von Guerrilla unterwandert. Ausserdem Überschriften wie "Angebliche Studenten..". Aber was will man erwarten. Übrigens ist Uribe dann um 19:30 selbst in die Uni gekommen. Was für eine Ehre.

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Regen und Fussball

Argentinien hat es doch noch geschafft, mit einem Sieg in Montevideo, nach einem eher schlechten Spiel. Da Ecuador in Chile erwartungsgemäss verloren hat, konnte sich Uruguay trotzdem den Relegationsplatz (gegen Costa Rica) sichern. Was mich mal wieder beeindruckt hat (auch wenn ich ähnliche Einstellungen schon in Ecuador und Peru beobachtet habe), war, wie sehr sich hier alle ein Ausscheiden Argentiniens gewünscht haben. Und zwar nicht nur wegen der Favoritenrolle, nein, die Argentinier gelten hier als arrogant und eingebildet. Wie auch immer.

Ich bin weiterhin erkältet, was aber gar nicht so dramatisch ist, da in der Uni tatsächlich gestreikt wird und keinerlei Veranstaltungen stattfinden. Ausserdem ist jetzt die Regenzeit eindeutig gekommen und scheint auch erstmal zu bleiben. Im Moment regnet es draussen in Strömen, es blitzt und donnert, es ist um drei Uhr schon ziemlich dunkel. Ich bin auf jeden Fall froh, hier im Warmen zu sitzen und Aguapanela con limón (in Wasser aufgelöster Vollrohrzucker mit Limettensaft), Zitronenmelissentee (toronjil), agua de canela (Zimt) und chocolate negro (Trinkschokolade aufgelöst in heissem Wasser) trinken zu können.

Sonntag, 11. Oktober 2009

Was bringt es schon zu rechnen?

Denn Kolumbien ist nach einer (verdienten) Niederlage gegen Chile ausgeschieden. Ecuador (23 Punkte) kann sich trotz der Niederlage gegen Uruguay mit einem Sieg in Chile noch aus eigener Kraft für den Relegationsplatz gegen den Nordamerika-Vierten qualifizieren, da am letzten Spieltag Uruguay (24 Punkte) und Argentinien (25 Punkte) aufeinander treffen. Aber schwer genug für Ecuador, auch wenn Chile (30 Punkte) bereits qualifiziert ist. Brasilien hat interessanterweise heute in La Paz gegen Bolivien verloren, allerdings ist Brasilien schon durch und Bolivien ohne Chance.

Hier gibt es ansonsten nicht viel neues. Heute hat es in Strömen gegossen, ich bin leicht erkältet. Und in der Uni ist Streik angekündigt, Ende nicht abzusehen. Morgen ist allerdings erstmal regulärer Feiertag. Vergangene Woche war es erstaunlich ruhig in der Uni. Zumindest keine grossen Proteste. Dafür allerdings von Mittwoch bis Freitag Dauergeschichtenerzählen in der Perola, da dieser Kulturraum zwanzigjähriges Bestehen gefeiert hat.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Kolumbien rechnet

Und zwar eigentlich schon seit Wochen. Denn am Samstag und Mittwoch sind die entscheidenden Spiele der Nationalmannschaft gegen Chile und Paraguay. Und auch wenn die Chancen, sich noch zu qualifizieren, eher theoretisch sind, so wird doch dauerhaft in Radio und Fernsehen genau erklärt, bei welchen Konstellationen und Ergebnissen man sich qualifizieren kann.

Übrigens ist es doch nicht so regnerisch, wie ich befürchtet hatte. Bisher ist der Oktober sogar ziemlich trocken. Ungewöhnlich trocken. Mir soll es recht sein, wenn ich nicht jeden Tag auf dem Weg zur Uni durchweicht werde. Aber komisch ist es trotzdem. Naja, Wetter ist ja bekanntlich Chaos.

In der Uni ist die Situation dafür etwas stürmischer. Schon vergangene Woche war einiges los. Demonstrationen. Ich konnte von meiner Wohnung aus die explodierenden "Papa bombas" hören, die hier beliebten Sprengsätze. Ausserdem soll die Polizei mit Gaseinsatz gegen die demonstrierenden Studierenden vorgangen sein. Interessanterweise darf die Polizei hier nicht auf das Unigelände, die Scharmützel finden also an den Eingängen statt, von wo aus auch das Gas Richtung Plaza Che gesprüht wird. Die Eingänge werden dann auch schnell geschlossen, so dass niemand mehr rein und raus kann. Für diese Woche sind grosse Versammlungen geplant. Ein Streik ist wohl wahrscheinlich, ebenso natürlich weitere Demos und Konflikte. Einerseits wird man sich hier wohl einem Generalstreik kommende Woche anschliessen. Andererseits gibt es durchaus auch interne Gründe. Aktuell geht es um die Unterfinanzierung der Uni sowie die Pensionsansprüche der Unimitarbeiter. Ich werde natürlich von allem berichten, was passiert.

Gestern Nacht sass ich noch bis spät an einer Reseña, das Thema war allerdings mal wieder sehr interessant. Das zu rezensierende und zusammenzufassende Buch handelte von der Praxis der Verhängung des Ausnahmezustands während des "Frente Nacional" (1958-1974). Diese Koalition der beide grossen Parteien (liberale und konservative) hatte sich gebildet, um den populistischen Präsidenten Rojas Pinilla (1952-57) abzulösen, der nach einem friedlichen Militärputsch an die Macht gekommen war und der zunächst allseits begrüsst worden war, dessen Regierung aber zunehmend diktatoriale Züge angenommen hatte, in der Bevölkerung ungemein beliebt, unter anderem wurde er mit Perón verglichen. Die Praxis dieser Koalition, die sich sogar in der Verfassung verankern liess, war aber über weite Strecken weitaus unterdrückender und diktatorialer als die Militärregierung. Zur Unterdrückung sozialer Bewegungen bediente sie sich dieses "Estado de sitio", der, in der Verfassung zu finden, schon unter vorherigen Regierungen angewandt, aber in dieser Zeit perfektioniert, fast alles erlaubte, zum Beispiel Pressezensur oder Versammlungsverbot, und dessen angeblicher Grund die Bekämpfung der "Violencia" (Gewalt) war, die ironischerweise aus den Konflikten zwischen den beiden Parteien entstanden war. Diese Praxis hielt fatalerweise auch nach dem Ende des "Frente Nacional" an. Interessanterweise hat sich aus der Bewegung Rojas Pinillas später unter Führung dessen Tochter eine linke Partei gebildet, ausserdem hat sich eine linke Guerrillaorganisation (M-19) abgespalten. Heutige Nachfolgepartei ist übrigens der Polo Democrático Alternativo, die wichtigste linke Oppositionspartei, die aktuell auch den Bürgermeister Bogotás stellt: Samuel Moreno Rojas, Enkel des Generals Gustavo Rojas Pinilla.

Sonntag, 4. Oktober 2009

Maicao


Die drittgrösste Moschee Lateinamerikas. Man beachte meinen Kopf unten im Bild.

Maracaibo, la tierra del sol amado

la Virgen de la Chinita, religiöses Symbol Maracaibos

La Plaza de la República
Avenida Bellavista und Auto neusten Modells.

Taller de diseño de José Santiago




Hier bedruckt Santiago also seine T-Shirts.

Rio de la Hacha


La Casa de la Cultura





El muelle de Riohacha





Playa





Tomando cerveza


Jetzt folgen noch ein paar Fotos aus der Semana Universitaria von Hugos Kamera.