Mittwoch, 30. September 2009

Sin medir distancias

Der Vallenato ist eine traditionelle und populäre Musikform der kolumbianischen Karibikküste (Guajira, Cesar und Magdalena), die europäische, afrikanische und indigene Elemente kombiniert: das europäische Akkordeon, die caja vallenata (afrikanische Rhythmen) und die indigene Guacharaca (auch ein Perkussionsinstrument). Typisch ist der Gesangsstil. Heutzutage werden auch Instrumente wie Gitarre und Bass verwendet. Die Musik ist nicht nur in Kolumbien, sondern auch in den Nachbarländern sehr populär. Jedes Jahr findet in Valledupar das Festival de la leyanda vallenata statt, wo der Rey des Vallenato gekürt wird.

Dieses Lied von Diomedes Díaz, Sin medir distancias, ist überall zu hören. Interessant, dass beim Vallenato nicht nur der neueste Trend zählt, sondern genauso die Klassiker.

Montag, 28. September 2009

und noch mehr Fotos del campo

die mochila gehört Hugo


una quebrada

descansado en el chinchorro.. in einer benachbarten Finca

montando caballo
weitere Fotos folgen bald, sind aber auf der Kamera von Hugo, müssen uns also erst noch austauschen.

Más fotos del campo

Una casa típica
Un molino de viento

Los pavos reales


Los cerdos

hier haben wir geschlafen

Fotos del campo



La finca de Heiman

En la finca de unos amigos

Wenn ihr genau hinschaut, findet ihr Affen

Machobayo


Mehr Fotos aus Riohacha

Hugo vor seinem Elternhaus

ach ja, die Guajira ist tendenziell eher links, und gegen die Regierung.. hier Protest gegen das Freihandelsabkommen mit den USA

Strasse in Riohacha

mehr Vallenato an der Wand des Centro Cultural

La playa

Riohacha

El Centro Cultural


La Playa

La Plaza central

Eine Wand: Vallenato

Ausflug in eine andere Welt

Zurück in Bogotá, regnerisch, aber angenehme Temperaturen nach einer Woche brütender Hitze. Am vergangenen Freitag sind Hugo und ich am Terminal in Bogotá aufgebrochen im Bus Richtung Riohacha. Die Fahrt stressfrei, da grösstenteils nachts. Die Route geht zunächst steil bergab bis zur Stadt Honda am Río Magdalena, die nach knapp drei Stunden erreicht wird und praktisch schon auf Meeresniveau liegt. Danach geht es am Fluss entlang bis Santa Marta und von dort zwischen der Karibik und der Sierra Nevada de Santa Marta bis Riohacha.Die Vegetation ändert sich, bei Bogotá andin, später tropisch, in der Guajira dann karg, die Piste staubig, am Rande Divi-Divi-Sträucher, aus denen früher Tinte gewonnen wurde und die ein wichtiges Exportgut Riohachas waren. Ebenso ändern sich die Rinderarten, in den Anden noch Holstein-Kühe, werden es gen Norden immer mehr richtige "Rinder". In Riohacha sind wir dann am Samstag um elf angekommen und als erstes kommt einem beim Aussteigen ein Schwall Hitze entgegen. Die Stadt hat knapp 100.000 Einwohner, liegt in einer strategischen Position am Meer hin zur Karibik, allerdings recht abgeschnitten zwischen Meer, (Halb-)Wüste und Bergen; erst in den siebziger Jahren wurde die Carretera nach Santa Marta fertig gestellt. Neben Hitze und Staub fällt leider schnell der Müll auf, der die Strassenränder überwuchert. Ausserdem ist die Nähe Venezuelas nicht zu übersehen: am Strassenrand wird geschmuggeltes Benzin verkauft, die meisten Fahrzeuge stammen aus Venezuela, viele auch mit venezolanischem Nummernschild. Haupttransportmittel der Stadt sind Taxis (diese billiger als in Bogotá die Busse), Colectivos (Sammeltaxis) und Mototaxis (anders als in Perú wird man allerdings einfach hinten auf dem Motorrad mitgenommen). Während sich in Bogotá meistens wenigstens Fahrer und Beifahrer anschnallen, für Kinder sogar Anschnallpflicht herrscht, schnallt sich in der Guajira niemand an, auf dem Rücksitz gibt es meistens nicht einmal Gurte. Die Bevölkerung Riohachas ist sehr viel dunkler als die Bogotás, eine Mischung aus Indígenas (Wayúu), europäisch- und afrikanischstämmiger Menschen. In der Gegend gibt es noch mehr Armut als im Zentrum des Landes, interessanterweise aber weniger Bettler. Viele Menschen sind arbeitslos, aber die Familienmitglieder helfen sich irgendwie gegenseitig.

Am Samstag sind wir wie selbstverständlich im Hause von Hugos Grossmutter und Tante untergekommen und haben gleich ein Mittagessen bekommen - auffällig ist in der Guajira die wirklich beeindruckende Gastfreundschaft. Dann haben wir für mich einen Hut (typisches Modell der Costa) sowie Sandalen besorgt, um die Hitze und die Sonne besser ertragen zu können. Den Nachmittag, wie in der Guajira üblich, haben wir uns dann im Schatten aufgehalten, uns ausgeruht und den Abend abgewartet. Am Abend ging es an den Strand, im Wasser der Karibik abkühlen, einzigartig, auch wenn das Meer einer warmen Badewanne entsprach. Ausserdem haben wir am Strand frisch gefischte Fische gekauft (knapp 20 Fische für 20.000 Pesos, also unter 7 Euro), sozusagen als Dankeschön für die Gastfreundschaft, von denen wir dann aber auch einige selbst gegessen haben. So gab es dann am Sonntag gleich zum Frühstück Fisch - das Frühstück ist hier grundsätzlich warm, oft Arepas (sehr viel besser als in Bogotá) mit Käse aber eben auch mal Fisch - so dass wir am Sonntag tatsächlich dreimal Fisch gegessen haben, lecker gebraten mit Reis und Patacones (Kochbananen) serviert.

Am Sonntag haben wir dann nach einem Bad im Meer um sechs Uhr morgens die Stadt erkundigt, das vermietete Elternhaus Hugos besucht, ausserdem Nachbarn und Freunde getroffen. Um sechs Uhr morgens erklingen noch aus so manchen Häusern die Klänge der Fiesta der vergangenen Nacht, durch die Fenster sieht man Paare zu Vallenato-Musik tanzen. Übrigens ist der Vallenato, schon in Bogotá poulär, in der Guajira wirklich überall zugegen, in den Taxis, auf der Strasse, überall. Und immer in einer angemessenen Lautstärke. Interessant war die Begegnung mit einem alten Freund Hugos, Santiago, Chavista, lange Zeit arbeitslos, der jetzt ausserhalb der Stadt eine Werkstatt hat, wo er touristische T-Shirt-Designs entwirft und T-Shirts bedruckt. Zum Abschied am Samstag darauf hat er mir dann eins mit der Aufschrift "Rio Hacha" (traditionelle Schreibweise) und der Silhouette der Stadt geschenkt.

Auffällig ist der Wassermangel, im Haus von Hugos Grossmutter gibt es zwar eigentlich fliessendes Wasser, das ist aber lange Zeit des Tages abgestellt. Man duscht sich mit Wasser aus einem grossen Eimer. Wenn Wasser da ist, kommt es auch nur aus einem dünnen, einfachen Strahl aus dem Dusch"kopf". Im Badezimmer gibt es noch nicht mal ein Waschbecken, die Hände wäscht man sich im Hof. Ausserdem war gleich am Samstag und Sonntag fast den ganze Tag über der Strom abgestellt.

Am Montag ging es dann Richtung Venezuela, da Hugo eine Unterschrift für sein blockiertes Konto erneuern musste, das er dort hat, da er zwei Jahre im venezolanischen Gesundheitsministerium gearbeitet hat. Problematisch nur, dass sein Visum abgelaufen war - absurderweise benötigen Kolumbianer im Gegensatz zu Europäern ein Visum für Venezuela, Venezolaner aber nicht für Kolumbien. Deswegen war der Plan, dass Hugos Vater an der Grenze auf ihn wartet, die beiden schnell rübergehen (da der Vater die Grenzbeamten kennt) und Hugo im Ort Barrerra, nahe der Grenze, schnell die Sache erledigt. Wir sind also früh morgens mit einem Bus nach Maicao und von da auf Mototaxis zum Grenzort Paraguachón. Hugo ist dann mit seinem Vater rübergegangen, ich habe im Schatten gewartet. Allerdings kam dann der Anruf, dass er nach Maracaibo müsse, da die Filiale in Barrerra zu klein sei und er auf mich warte. Ich hab mir also schnell die Stempel abgeholt und bin losgestiefelt, dummerweise ohne Geld zu wechseln. Hab dann schnell gemerkt, dass der Weg doch etwas weiter ist als ich erwartet hatte und zu Fuss zumindest in der Mittaghitze nicht zu bewältigen. Dann hab ich gleich die Freundlichkeit der Venezolaner erlebt. Von der Tankstelle direkt hinter der Grenze hat mich ein Tanklasterfahrer, der zwischen Barrerra und der Grenze pendelt, mitgenommen bis Barrerra. Allerdings ebenso gleich die Korruption der venezolanischen Beamten: ein Passkontrolleur hat zwei Flaschen Cola dafür verlangt uns passieren zu lassen, da die Lkw-Fahrer keine Passagiere mitnehmen dürften. Naja, in Barrerra haben wir dann ein paar Bolívares gewechselt und dem Fahrer die Gaseosas mitgegeben. Erstaunlicherweise sind hinter der Grenze die Strassen erstmal schlechter als davor, es fallen die vielen Autos nordamerikanischen Modells auf, fast immer uralt, verrostet und eigentlich längst schrottreif. Vor allem die Colectivos fallen fast auseinander. Hugo musste dann also illegal weiter rein ins Land, allerdings hat ihm sein Ministeriumsausweis, den er dabei hatte, enorm geholfen bei den reichlichen Kontrollen. Wir sind dann in einem Colectivos bis Paraguaipoa gefahren und von dort mit einem weiteren Colectivo bis zum Terminal Maracaibos, wo wir einen Bus bis La Concepción genommen haben, einem ruralen Vorort Maracaibos, eine Stunde entfernt, wo Hugos Familie ein Haus errichtet und solange in einem gemieteten wohnt: zwei Schlafzimmer, ein Raum, der als Küche und Wohnzimmer dient. Kein fliessendes Wasser, stattdessen ein Brunnen, die Toilette ist auf dem Hof, der allerdings zugegebenermassen sehr weitläufig ist. Der Vater von Hugo ist knapp 70, Invalide (hat in einem Kampf zwischen Indígenas und Afrokolumbianern Schüsse in den Rücken bekommen, so ganz hab ich den Hintergrund nicht verstanden), eigentlich ist er auf den Rollstuhl angewiesen, weigert sich aber meistens, diesen zu benutzen und läuft irgendwie mit zwei Stöckern. Er ist ein sehr starker Mann, wirklich beeindruckend, dazu sehr eigene politische Ideen in einer Mischung aus Chavismus und Christianismus. Es war auf jeden Fall sehr spannend ihm zuzuhören. Die Mutter Hugos hat portugiesische Vorfahren, ebenfalls sehr herzlich, hat uns gleich ein wunderbares Abendessen bereitet. Ausserdem wohnen da noch zwei Schwestern und ein Bruder Hugos (zwischen 13 und 35 Jahre). Auch hier wieder beeindruckend die Gastfreundschaft und wie selbstverständlich ich aufgenommen wurde. Übrigens hat es an dem Abend kurz geregnet, was etwas die Hitze gemildert hat. Denn am nächsten Morgen sind Hugo und ich in die Stadt gegangen und die ist wirklich immens. Eine Grossstadt, industriell, Erdölförderstadt und noch wärmer als La Guajira. Hier sind die Colectivos das wichtigste Transportmittel und sehr günstig. Hugo hat dann seine Kontoangelegenheiten geregelt und sich danach eine Ausreisegenehmigung (Permiso de salida) besorgt, eine Möglichkeit für die sich illegal aufhaltenden Kolumbianer, frewillig zurückzugehen ohne Strafe. Darufhin haben wir dann unsere Sachen abgeholt und sind in einem Colectivo bis Maicao gefahren.

Das hat sich natürlich alles hingezögert, so dass wir erst gegen acht Uhr abends in Maicao angekommen sind, nachdem wir die Grenze ohne Probleme überquert haben. Dort wollten dann allerdings einige Leute Geld an uns verdienen, haben einen schlechten Wechselkurs angeboten und horrende Preise im Colectivo nach Riohacha. Hugo hat dann also einfach bei Verwandten um eine Übernachtungsmöglichkeit geboten. Und wieder, enorme Gastfreundschaft, ein Bett und eine Hängematte und am nächsten Morgen ein Frühstück. Dann hat Hugo die abgehoben Bolívares gewechselt und wir haben ein wenig die Stadt angeschaut, die vom Schmuggel und Handel lebt. Eine ungeheure Anzahl an Läden, in denen man alles kaufen kann, Markenprodukte, Fälschungen, Kleidung, Schuhe, Parfum usw. Ausserdem die Sehenswürdigkeit der Stadt besichtigt: die Moschee. Und zwar die drittgrösste Lateinamerikas, und das in einem kleinem Grenzkaff. Allerdings hat Maicao einen grossen arabischstämmigen Bevölkerungsanteil. Dann sind wir im Bus nach Riohacha gefahren, haben uns den Nachmittag ausgeruht. Am Abend hat Hugo sich dann immer mehr eingeengt gefühlt, da seine Oma uns unter anderem abends nicht rauslassen wollte, so dass wir dann bei weiteren Verwandten zwei Hängematten geliehen haben und in ein leerstehendes Zimmer im Hof des Hauses seiner Eltern gezogen sind. Auch hier kein fliessendes Wasser, dafür muss man in dem Viertel (Barrio Paraíso) das Wasser, das zweimal die Woche kommt, nicht bezahlen.

Am Donnerstag sind wir dann recht früh morgens aufgebrochen Richtung Finca (Bauernhof) eines Cousins von Hugo. Knapp eine Stunde im Colectivo von Riohacha liegt der Ort Machobayo, von dort ist es dann ein anderthalbstündiger Fussmarsch durch die Sonne bis zur Finca. Die Landschaft zwar trocken, aber weniger als ich erwartet hätte. Ausserhalb Riohachas ist der Grossteil der Bevölkerung indigen. Die Wayúu sind eine der wenigen karibischen Indianergruppen die überlebt haben und immer noch ihre Kultur bewahren. Viele sprechen nur bruchstückhaft spanisch. Auf der Finca gibt es eine grosse Rinder- sowie Schafs- und Ziegenherde. Ausserdem frei herumlaufende Hühner, Schweine und Pfauen sowie ein Pferd. Der Cousin Hugos, Heiman, ist Sohn eines Wayúu und einer Schwarzen. Seit dem Tod der Mutter kommt die Finca allerdings herunter, die restlichen Familienmitglieder sind weggezogen nach Machobayo und Maicao und Heiman ist allein, lässt aber auch keine Einmischung zu, scheint ein wenig verrückt, besitzt eine Waffe, mit der wohl schon seine Brüder bedroht hat. Im direkten Umgang eigentlich recht sympathisch, ist er bei den Nachbarn unten durch. Am schlimmsten für diese, dass er uns nicht standesgemäss bewirtet hat, kein Mittagessen angeboten hat und immer wieder verschwunden ist, denn in der Guajira ist Gastfreundschaft keine Höflichkeit sondern Gesetz. Wir haben trotzdem einen angenehmen Tag verbracht, ein wenig geritten, sind herumgelaufen und haben benachbarte Fincas, Freunde von Hugo besucht, die Leute empört über Heiman. Dort haben sie uns, wie übrigens in allen Fincas, die wir besucht haben, einen Tinto angeboten, ausserdem haben sie uns Galletas und Käse gegeben, um bis zum Abendessen zu überbrücken. Die Wege zwischen den Fincas sind abenteuerlich, zwar gibt es meistens Wege, diese führen allerdings auch oft durch Stacheldrahtzäune, durch die man hindurch klettert; ebenso muss ein Flusslauf durchquert werden. Interessant fand ich die Methode der Wassergewinnung auf den Fincas, und zwar schöpfen Windmühlen Grundwasser in entsprechende Behälter. Zum Abendessen ist Heiman dann wieder aufgetaucht und wir haben Kartoffeln und Käse gegessen. Käse ist übrigens das typische Produkt der Region und überaus schmackhaft. Geschlafen haben wir an der freien Luft, allerdings überdacht, in Chinchorros (Hamacas, Hängematten). Am Freitag früh aufgestanden, frisch gemolkene Milch, sowie Kartoffeln und Käse gefrühstückt, dann ist Heiman wieder verschwunden. Um das Mittagessen haben wir uns dann selbst gekümmert und mit der Hilfe eines Freundes von einer Nachbarfinca ein Huhn getötet (geschlachtet beschreibt die Methode nicht ganz) und mit Reis zubereitet. Pünktlich zum Essen ist dann Heiman wiedergekommen und hat fleissig mitgegessen. Nach einer langen Nachmittagsruhe sind Hugo und ich dann mit demselben Freund aufgebrochen, um Yucas zu ernten, ein langer Weg durch fast urwaldähnliches Gebiet, es hat angefangen zu regnen, willkommene Abkühlung. Auf dem Rückweg sind wir dann in die Dunkelheit geraten, das war ein wirklicher Nachtspaziergang über die Felder, durch die Zäune, und haben dann Yuca mit Käse gegessen. Heiman ist mal wieder gekommen, als das Essen gerade fertig war.

Am Samstag-Morgen sind wir dann zurück nach Riohacha gelaufen und gefahren. Freundlicherweise hat uns ein Bekannter mitgenommen. Dort haben wir uns dann ausgeruht, sind noch ein bisschen rumgelaufen, haben mir eine typische Wayúu-Tasche (mochila) gekauft, berühmt für die Region und auch in der Universidad Nacional weit verbreitet, in Bogotá aber dreimal so teuer. Ausserdem hat mir Hugo noch den typischen Chirrinchi, Churro, präsentiert, den Schnaps der Region, ein Rum, destilliert aus Panela (Zuckerrohrextrakt) und Früchten, für mich allerdings fast ungeniessbar, da sehr stark.

Am Sonntag-Morgen haben wir dann noch ein Bad im Meer genommen, die Hängematten zurückgebracht und auf dem Markt Arepas con queso gefrühstückt, wie fast jeden Morgen in Riohacha, dazu übrigens chicha, dort die Bezeichnung für Saft, aus Mais, Ananas, Guayaba oder Tomate de árbol und extrem lecker. Nach dem Mittagessen (typische pasteles, eine Art tamales, gefüllte Bananenblätter mit Maisbrei, Gemüse und Schweinefleisch) haben wir dann den Bus nach Bogotá genommen. Diesmal über Valledupar, deswegen ein wenig schneller, so dass wir heute morgen um zehn in Bogotá angekommen sind, in einer für mich auf die Dauer angenehmeren Temperatur, und pünktlich zum Unterricht um zwei. Die Reise war wirklich eindrucksvoll, ich habe unglaublich viel gesehen, gelernt, eine wahrhaftig andere Welt kennen gelernt. Nebenbei auch ein wenig die Karibik genossen, zwar schön, aber für mich wegen der Hitze auf die Dauer eher nicht reizvoll. Für eine Reise natürlich immer wieder.

Donnerstag, 17. September 2009

Semana universitaria

Eine Woche frei, keine Uni.. und verhältnismässig wenig zu lesen. Also geht es morgen auf Reise. Und zwar nach Riohacha, La Guajira, der Heimat Hugos, mit dem ich auch reise. Es geht los um 3, dann stehen 18 Stunden Busfahrt an und dann eine Woche Karibikküste. Also bis bald!

Mittwoch, 16. September 2009

Los encapuchados


Protestkultur in der Universidad Nacional. Zumindest heute friedlich. Ein paar Böller und eine kurze Rede, dann waren die Capuchos wieder verschwunden.

En la playita


Hugo und Geraldo

Dienstag, 15. September 2009

El único personaje inolvidable..

..fue la lluvia. Ja, es regnet. Eigentlich erst seit heute. Dafür aber den ganzen Tag. Die Strassen bestehen primär aus Pfützen. Fühlt sich schon merkwürdig an, nachdem es den ganzen August und bisher im September kein bisschen geregnet hat. Und geleichzeitig wird es auch kalt, da es hier in Bogotá nur in der Sonne warm ist, die bislang fast jeden Tag in den Mittagsstunden gewärmt hat. Also jetzt der Anfang der Regenzeit? Mal schauen. Eine Aussicht ist, dass ich hoffentlich am Sonntag an einem Karibik-Strand liegen werde. Eine Woche keine Uni.
Der verschulte Uni-Alltag ist doch mittlerweile sehr vertraut. Der einfachste der Kurse ist sicher der zu Gabriel García Márquez. Zwar müssen wir einige Bücher von ihm und ein paar Sekundartexte lesen, doch irgendwie erscheint das alles recht locker (so habe ich auch in der ersten Lektürekontrolle eine 5 geschafft, die bestmögliche Note).
Der schwerste Kurs ist sicherlich der andere Literaturkurs, der zu César Vallejo. Irgendwie habe ich den Zugang noch nicht ganz gefunden, verstehe längst nicht alles, was allerdings nicht an der Sprache liegt sondern an der Sprache. Ich glaube, mir fehlt einiges an Philosophie-Grundkenntnis und das nötige Verständnis. Aber die Gedichte von Vallejo sind einzigartig. Und ich versuche so viel wie möglich aufzusaugen und werde garantiert einiges mitnehmen.
Die Geschichtskurse sind dagegen zwar anspruchsvoll, das Pensum aber gut zu bewältigen. Im Kurs Colombia IV musste ich heute schon die dritte Reseña abgeben, diesmal zur Militärdiktatur Gustavo Rojas Pinillas (1953-57), der einzigen Kolumbiens im zwanzigsten Jahrhundert und erstaunlicherweise gar nicht mal eindeutig negativ zu bewerten (zumindest im Vergleich zu den vorherigen und späteren Regierungen), gewiss populistisch, die Pressefreiheit einschränkend, aber keinesfalls mehr Gewalt ausübend als andere Regierungen. Positiv zu sehen ist unter anderem, dass er das Frauenwahlrecht eingeführt hat.
Im Kurs "Raza y diferencia en la historia de Colombia" sieht das ähnlich aus, dort sind allerdings weniger Leute drin, weswegen eine Diskussion möglich ist. Neben Reseñas gibt es hier auch Zwischenklausuren. Thematisch ging es nach der definitorischen Einführung in die Begriffe "Rasse" und Rassismus zunächst um die "Limpieza de Sangre" (Blutreinheit) in Spanien vom 15. bis 17. Jahrhundert, mittels derer die neófitos (konvertierte Juden) und moriscos (konvertierte Moslems) von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen und allgemein diskriminiert wurden. Mittlerweile sind wir im kolonialen Hispanoamerika angelangt, wo dieser bürokratische Rassismus auf die hiesigen Verhältnisse angewandt wurde. Die Themen sind RWLern und RSLern natürlich sehr vertraut, der Dozent ist aber wirklich gut, ebenso die ausgewählten Texte.
Man sieht, ich bin hier tatsächlich nicht wirklich im Urlaub, vielmehr habe ich jetzt einen Urlaub nötig. Erstaunlich, im Auslandssemester mehr zu arbeiten als in der Heimat. Zum Glück habe ich Aufschub für meine Hausarbeit bekommen und jetzt etwas mehr Ruhe.

Samstag, 12. September 2009

Mal wieder Alltagsbeobachtungen

Hab ich schonmal geschrieben, dass nicht nur in der ganzen Stadt sondern auch in der Uni überall ambulante Verkäufer ihre Ware anbieten? Ob Süssigkeiten, Getränken, Empanadas, Salate, CDs oder eben auch Minutos (Handygespräche). Anders als ausserhalb sind hier aber viele der Verkäufer selbst Studierende, die oft nebenbei Bücher lesen und für Klausuren lernen. Dies war mir zwar schon aufgefallen, richtig bewusst geworden ist es mir aber erst, als ich letztens einen Kommilitonen aus dem einen Geschichtskurs getroffen habe, der Minutos (zu 200 Pesos) anbietet. Er sass auch gerade an einem Text für diesen Kurs.
Genauso an den Freitag-Abenden, auf der Playita, der zentralen Wiese, wo sich hunderte Studenten zu einem Volksfest versammeln. Auch hier finden sich viele Studierende, die Wein und Aguardiente in Tetrapaks und sonstige Dinge verkaufen, die die Leute so nachfragen; diese Verkäufer sind aber auch irgendwie an der grossen Parranda (kolumbianisch für Feier) beteiligt. Übrigens ist dieser Raum wirklich einzigartig: ein Haufen ausgelassener, fröhlicher Menschen, viel Musik, einige Lagerfeuer, und das alles mitten in der Uni.
Dann nochmal ein Nachtrag zu Besonderheiten der Sprache: Hier ist die diminutive Form -ico statt -ito sehr weit verbreitet. Also heisst es calientico statt calientito und natürlich tintico. Ausserdem sehr typisch: Wenn man etwas kaufen will, sagt man hier "me regalas..", was woanders "schenkst du mir.." heissen würde, hier aber einfach "verkaufst du mir.." heisst.
Kurz zu den Fussballübertragungen im Fernsehen, da ich mich gerade in der Halbzeitpause des Hauptstadtklassikers Independiente Santa Fe gegen Millonarios befinde (übrigens danke für die vielen Kommentare, welch Wunder, dass ausgerechnet der Fussball-Eintrag so viele davon generiert hat): Neben dem "Goooooool", gerne noch mit Hall und weiteren Effekten verstärkt, und dem pausenlosen Reden mehrerer Kommentatoren, fällt noch die pausenlose Berieselung mit Werbung auf (bzw. fällt irgendwann gar nicht mehr auf): Im Schnitt alle zwei Minuten wird im unteren Sechstel des Bildschirms eine Werbebotschaft oder in der oberen linken Ecke ein Werbefilmchen eingeblendet, natürlich mit Ton. Was zu Beginn wirklich enorm stört, wird irgendwann ganz normal.
Zu guter Letzt noch ein Rückblick auf die inducción der Gaststudierenden: Heute habe ich auf den Seiten der Uni diesen Bericht inklusive Video gefunden. Vielleicht (nicht wirklich) interessant für die der spanischen Sprache Mächtigen:
http//www.agenciadenoticias.unal.edu.co/index.php?id=2&tx_ttnews[swords]=induccion&tx_ttnews[tt_news]=16035&tx_ttnews[backPid]=32&tx_cegallery_pi1[album]=0&cHash=9c7ba6315a

Donnerstag, 10. September 2009

Jetzt mal nicht parteisch werden..

Ein spannender Tag der südamerikanischen WM-Qualifikation ist vorbei, und... Ecuador hat sich mit einem 3:1 gegen Bolivien vor Argentinien (0:1 in Paraguay) geschoben! Paraguay hat sich, wie am vergangenen Wochenende Brasilien, vorzeitig qualifiziert, beide ausgerechnet mit Siegen gegen Argentinien. Chile ist trotz des 2:4 in Brasilien fast durch. Dagegen ist in Kolumbien die Euphorie nach dem Sieg gegen Ecuador durch die 1:3-Niederlage in Uruguay deutlich abgekühlt. Dagegen ist Venezuela überraschenderweise nach dem 3:1 gegen Peru weiter im Rennen. Die Situation in der Tabelle ist also zwei Spieltage vor Schluss ungemein spannend. In Südamerika qualifizieren sich die ersten vier direkt, der fünfte muss ein Relegationsspiel gegen den Nord- und Mittelamerikavierten bestreiten (momentan Costa Rica). Jetzt kämpfen also Ecuador, Argentinien, Uruguay, Venezuela und Kolumbien um die verbliebenen anderthalb Qualifikationsplätze. Was die Sache hier so interessant macht, ist, dass tatsächlich jeder jeden schlagen kann (erst vor kurzem hat Bolivien Argentinien 6:1 geschlagen), auch wenn Bolivien und Peru doch derzeit etwas abgeschlagen sind, während Venezuela aufgeholt hat.
  1. Brasilien (33)
  2. Paraguay (30)
  3. Chile (27)
  4. Ecuador (23)
  5. Argentinien (22)
  6. Uruguay (21)
  7. Venezuela (21)
  8. Kolumbien (20)
  9. Bolivien (12)
  10. Peru (10)

Samstag, 5. September 2009

Hausarbeit


Nebenbei muss ich noch eine nervige Sprachwissenschafts-Hausarbeit für Köln schreiben. Hier das Material dazu.

Guayabo, weón

Gestern Nachmittag ruhig mit Hugo in der Uni verbracht, in der Perola, später Playita, die Wiese neben der Plaza Che, Freitag abends absolut überfüllt und tolle Stimmung. Nette Leute kennengelernt. Dazu argentinischer Wein und Chin chin (Aguardiente). Mit den Leuten (einige Kolumbianer und ein Venezolaner) dann heute auch Fussball geschaut in einer Bar (mit Águila und das um vier Uhr nachmittags): Kolumbien-Ecuador (2:0), schlechtes Spiel, Ecuador eigentlich überlegen, in Unterzahl, dann zwei schöne Tore in den letzten zehn Minuten: Jackson Martínez und Teófilo Gutiérrez. Jetzt hat Kolumbien Ecuador in der Tabelle eingeholt, am Mittwoch geht es gegen Uruguay. Gerade im Fernsehen dann noch der Klassiker Argentinien-Brasilien (1:3), eindeutig Fussball auf höherem Niveau.

Sorry, die Bilder haben keine sehr gute Qualität, meine Kamera ist nachts wirklich überfordert.

La Perola


Vladimir Zapata, einer der Cuenteros. Später abends wird das sehr viel voller, meine Kamera ist aber leider nicht wirklich nachttauglich.

Unikunst

Hugo
Latino/a América
100% ¡Ratas Colombianas Corrupción! 100%
Minuto Celular

Perro Corriente + Gaseosa: 1500 Pesos



Nachtrag zum vorherigen Eintrag.

Freitag, 4. September 2009

Kolumbianischer Alltag

Heute mal ein paar Kleinigkeiten:
Die Sprache bereitet mir soweit keine Probleme. Wissenschaftlich Texte lesen geht mittlerweile sehr flüssig. Dagegen ist das Schreiben von Texten (Reseñas, Klausuren) doch etwas komplizierter. Sagen wir es so, mein Stil ist doch noch etwas holprig. Aber das wird schon noch.
Was das Vokabular angeht, ist das Kolumbianische nicht so weit vom Ecuadorianischen und Peruanischen entfernt. Ok, hier gibt es viel weniger Einflüsse aus indigenen Sprachen als beispielsweise in Cuenca. Die grössten Abweichungen gibt es natürlich beim Essens-Wortschatz.
Am gewöhnungsbedürftigsten für mich ist allerdings das Siezen. Männer siezen sich hier gegenseitig, und je beser man befreundet ist, desto wahrscheinlicher siezt man sich. Also man duzt eher unbekannte Leute als seine besten Freunde. Innerhalb der Familien wird natürlich auch gesiezt: die Eltern, die Kinder, die Eheleute gegenseitig. Dagegen siezen sich gleichaltrige Frauen nicht und auch Männer und Frauen gegenseitig duzen sich (es sei den gegenüber älteren Personen). Eine Ausnahme ist Hugo, der von der Küste kommt. Der duzt erstmal alle, auch schon mal die Professoren (in einer Mischung aus Stolz und Trotz gegenüber den Cachacos, den Leuten aus Bogotá).

Eine sehr kolumbianische Besonderheit sind die Minutos. Überall in der Stadt stehen Leute, die Telefongespräche anbieten. Und das günstiger als vom eigenen Handy, es sei denn, man will jemanden mit dem gleichen Anbieter erreichen. Die Preise variieren je nach Lage, am teuersten ist es im Norden der Stadt. In der Uni kostet die Minute zwischen 100 und 200 Pesos (3-7 ct). Hier hat man also normalerweise sein Handy nur, um erreicht werden zu können. Telefonieren tut man von der Strasse aus.

Eine weitere Besonderheit in der Uni sind die Fahrräder. Die Uni ist umzäunt und an jedem Eingang stehen private Sicherheitsleute und wenn man mit einem eigenen Fahrrad auf das Unigelände kommt, muss man das registrieren und bekommt ein Kärtchen, das man vorzeigen muss, wenn man die Uni wieder verlässt. Auf dem Campus gibt es dafür Uni-interne Fahrräder, nicht abgeschlossen, mit denen man immer fahren, nur halt das Gelände nicht verlassen kann. Diese sind zwar eigentlich immer zu klein und oft nicht voll funktionstüchtig, mehr oder weniger platt, Bremsen funktionieren schon mal nicht, trotzdem ist das ein tolles und praktisches System, gerade, da die Wege innerhalb der Uni doch nicht zu unterschätzen sind.

"In Kolumbien hat man keine Privatssphäre", wurde mir gleich am ersten Tag gesagt. Und tatsächlich muss man immer, wenn man öffentliche Gebäude, Bibliotheken, Kaufhäuser oder ähnliches betritt (oder verlässt), den privaten Sicherheitsleuten einen Blick in seine Tasche gewähren. Was genau der Sinn ist, weiss ich nicht, gerade, da der Blick meistens doch sehr oberflächlich ist. Übrigens ist die Polizei- und Militärpräsenz doch beachtlich. So stehen zum Beispiel auf jeder Brücke Polizisten.

Jetzt nochmal zu erfreulicheren Dingen: Früchte. Neben "Standard"früchten wie Papayas, Mangos und Bananos (ja, so heissen die hier) gibt es eine beachtliche Auswahl an Früchten wie Granadilla, Guanabana usw. Dazu die Fruchtsäfte, jugos naturales (in der Uni 1300 Pesos, weniger als 50ct): zum Beispiel Lulo-, Maracuyá- oder sehr oft Mora(Brombeer)-Säfte. Wirklich etwas besonders. Obwohl die Früchte natürlich alle aus den wärmeren Regionen des Landes importiert sind.

Dann weiteres Essen. Rund um die Uni fallen sofort die Stände mit Comidas rápidas ins Auge, also Perro Caliente (Hot Dog, aber ein extrem gewöhnungsbedürftiger mit unter anderem sehr künstlich schmeckenden Ananas-, Erdbeer- und Tomatensaucen) und Pizza, die dann aber besonders kreativ belegt ist. Auf der Pizza Mexicana liegen neben Hackfleisch und Ají Nachochips. Auf der Pizza Paisa sind verschiedenste Salami- und Fleischsorten sowie ein gekochtes Wachtelei zu finden. Besonders beliebt ist eine Pizza mit Hühnchen und Champignons. Wirklich lecker sind dagegen die regulären Mittagessen, die immer aus eine Suppe oder Creme (eigentlich immer sehr gut: Sopa de arroz, sancocho, crema de verduras, etc.) und einem zweiten Gang bestehen (seco): Reis, Linsen, Kichererbsen oder Bohnen, Gemüse, Salat, Fleisch oder Hühnchen, Kochbanane, Kartoffeln (gekocht oder als Pommes). Dazu ein Saft (meistens Zitrone, Brombeere, Maracuyá oder Lulo) oder manchmal Gaseosa. Preise variieren stark nach Qualität und Lage, im Zentrum findet man schonmal ein Menü für 3300 Pesos (knapp über einem Euro), wenn man Fisch isst, bezahlt man auch wohl 7000 (über zwei Euro). Meistens liegt es aber irgendwo dazwischen.

So, jetzt stürz ich mich gleich ins Wochenende. Liebe Grüsse an alle!

Mittwoch, 2. September 2009

Descansando en la universidad



Hugo mit Radio-Handy..

Eindrücke in der Uni

Podrán cortar todas las flores, pero no podrán detener la primavera. Pablo Neruda.
Sie können alle Blumen abschneiden, aber nie werden sie den Frühling beherrschen
Revolucionarixs de todos los ideales, Uníos!!
Unter anderem Che, Allende, Zapata, Marcos, Camilo Torres, Gaitán..
50 años de Revolución
¿Qué es la historia de Cuba sino la historia de América latina? Fidel Castro.
Cthulhu for president: Why choose the lesser evil?