Montag, 31. August 2009

Die Nachricht des Tages

Ich spiele jetzt mal noticiero: Beim Präsidenten Uribe wurde die A(H1N1)-Grippe diagnostiziert, die Schweinegrippe. Dank bester medizinischer Versorgung natürlich kein grösseres Risiko, nur 72 Stunden Quarantäne. Aber hat er vielleicht die anderen südamerikanischen Staatschefs angesteckt? Freitag muss wohl der Tag höchster Ansteckungsgefahr gewesen sein. Also mal schauen, was die kommenden Tage in dieser Hinsicht bringen.

Samstag, 29. August 2009

Dies und das

Die vergangene Woche war insgesamt eher ruhig. Viel Alltag. Am Donnerstag-Abend war ich mal wieder bei einem Vortrag des Polo, diesmal zur Wirtschaftskrise und Geschichte der Wirtschaft in den Vereinigten Staaten. Interessant, wenn auch nicht so fesselnd wie das Thema der Vorwoche. Apropos, zu dem Thema der Basen fand am Freitag ein ausserordentlicher Gipfel der Unasur (Union südamerikanischer Staaten) in Argentinen statt, so dass ich den halben Tag vorm Fernseher verbracht habe und die Reden der Präsidenten verfolgt habe: Hugo Chávez gewohnt polemisch, Rafael Correa intelligent und verständlicherweise aufgebracht, Álvaro Uribe eher blass, die Bedeutung der Basen herabspielend, Lula, Evo Morales und Tabaré Vázquez eindeutig in ihrer Haltung gegen die Basen und mit guten Argumenten, Cristina Fernández de Kirchner, Michelle Bachelet und Fernando Lugo mit beschwichtigerendem Ton, dennoch eindeutig ablehnend und nicht einmal Alan García offen auf der Seite Uribes. Am Ende wurde der Tonfall dann insgesamt harmonischer, positive Schlüsse wurden gezogen, zum Beispiel sei es ein Erfolg, dass überhaupt über das Thema diskutiert werde. Die Militärbasen wird das alles ntürlich nicht verhindern. Aber vielleicht verbessert sich ja die Diskussionskultur zwischen den Präsidenten.
Den Freitagabend habe ich in der Uni verbracht, bei den Geschichtenerzählern, einige nette Leute kennengelernt und danach dann noch ein wenig Party gemacht.
Heute war ich mal bei Hugo zuhause, nach einer über 40-minütigen Busfahrt in den Süden der Stadt, eine Gegend, der die meisten Mittel- und Oberschichtsbogotanos mit Vorurteilen gegenüber stehen und die sie meiden. Aber ganz im Gegenteil hat sich mir das Viertel (Candelaria la nueva) als ungemein lebendig und viel offener präsentiert als zum Beispiel der reiche Norden. Allerdings sagt auch Hugo, dass die Siedlungen auf den angrenzenden Hügeln tatsächlich eine Spur gefährlicher sind. Man muss einfach wissen, wo, wie und mit wem man sich bewegen kann. Später dann wieder eine lange Busfahrt Richtung Zentrum, wie oft der Bus viel zu voll, viel zu niedrig und dazu einige Trancones (Staus). Im Zentrum hat Hugo mir die grösste Bibliothek des Landes gezeigt, die Luis Ángel Arango, und im Anschluss haben wir noch ein paar Runden durch die Candelaria (die alte) gedreht.
Der morgige Tag wird dann ganz im Zeichen der Violencia in Antioquia (Provinz mit der Hauptstadt Medellín) zwischen 1946 und 53 stehen (inklusive Reseña bis Dienstag). Jetzt widme ich mich dagegen der Hojarasca von Gabriel García Márquez (Laubsturm), die ich für Montag lesen muss. Über diese Lektüre will ich mich aber keinesfalls beklagen.

Dienstag, 25. August 2009

Horario

Mein Stundenplan. Übrigens habe ich die Note der ersten Reseña (Essay): 3.8, wobei 5 das beste ist. Also soweit akzeptabel. Ich kann mich also auf die Arbeit für nächste Woche stürzen, mal wieder über 500 Seiten, eine Reseña und ausserdem ein Test...

Samstag, 22. August 2009

De rumba

Águila
Daniel und Aguardiente (Anisschnaps) aus Tetrapaks (angeblich um die Verletzungsgefahr bei Betrunkenen zu minimieren).. eher widerlich.. und das Foto ist natürlich gestellt..

Donnerstag, 20. August 2009

Bases militares

In den vergangenen Wochen das alles beherrschende politische Thema in Lateinamerika: Ein Abkommen zwischen Kolumbien und den USA, dass den USA erlaubt in sieben kolumbianischen Militärbasen Truppen zu stationieren, angeblich um Narcotráfico und Guerrilla zu bekämpfen, zufälligerweise kurz nachdem die USA ihre Basis in Manta, Ecuador aufgeben mussten. In der gesamten Region war ein Aufschrei zu hören: lautstarke Proteste vor allem aus Venezuela und Ecuador (aber auch aus fast allen anderen südamerikanischen Ländern), die darin eine direkte Bedrohung sehen. Und natürlich suchen die USA die Kontrolle über die Region zu sichern. Und nachdem vor knapp über einem Jahr kolumbianische Truppen ecuadorianisches Territorium bombadiert und dort den Guerrillaanführer Raúl Reyes getötet haben, sind die Beziehungen ohnehin angespannt. Also jetzt abgekühlte Beziehungen zwischen den Ländern, vorübergehender Abzug des venezolanischen Botschafters aus Bogotá, Drohung eines Stopps der Wirtschaftsbeziehungen. Ausserdem sowohl von Chávez und Correa eindeutige Stellungnahme (in zwei sehr interessanten Interviews im kolumbianischen Fernsehen), dass bei einer erneuten Grenzverletzung seitens Kolumbiens mit einer kriegerischen Antwort zu rechnen sei. Weiterhin sei aber klar, dass sämtliche kriegerische Bedrohung im Kontinent von Kolumbien ausgehe (klar, dieses Land befindet sich zumindest in einigen Regionen eindeutig in einer Art Kriegszustand). Übrigens habe ich da erst vor einer Woche eine überaus besorgte Mail meines ecuadorianischen Freundes Segundo bekommen, der sich bestürzt über die gesamte Situation zeigt. Von kolumbianischer Seite bestehen die Anschuldigungen, dass sowohl Chávez als auch Correa die FARC unterstützten, ohne allerdings irgendwelche Belege zu liefern. Dazu kommen dann die Militärbasen und die kolumbianischen und US-amerikanischen Bejahung des Rechts auf Präventivschläge sowie die seit dem 19. Jahrhundert eindeutigen Hegemonialansprüche der USA in Bezug auf Lateinamerika.
Heute war ich dann mit Diego, Rosalba (Diegos Mutter) und Angela María (seine Cousine) bei einem Vortrag von Jorge Robledo, Politiker und Senator der stärksten linken Partei Kolumbiens, dem Polo Democrático Alternativo (der Diegos Eltern angehören), über die Frage der Militärbasen. Leider ist die Opposition in Kolumbien insgesamt relativ schwach, auch wenn der Polo aktuell den Bürgermeister Bogotás stellt. Tatsächlich war der Vortrag hochinteressant und überaus kritisch den Basen gegenüber, alle Argumente dagegen auflistend und deren Illegalität erklärend. In dem Zusammenhang ging er auch auf das Freihandelsabkommen (TLC) mit den USA sowie den überaus problematischen Plan Colombia (vermeintlich zur Drogenbekämpfung) ein. Wie gesagt: sehr interessant und informativ. Die politische Situation ist also sehr angespannt in Kolumbien und der ganzen Region.

Mittwoch, 19. August 2009

Vorsicht Kühe

Auf dem Campus.

Mit Hugo in der Uni



Jesús Guevara vs. Che Cristo

Ebenfalls in der Uni.

Gaitán

Stencil von Jorge E. Gaitán in der Uni.

Montag, 17. August 2009

¡A Palacio!

Was macht man nicht alles, um sich abzulenken.. Brötchen mit Arequipe essen, Kakao trinken, hier was schreiben.. jetzt sitze ich also gerade an meiner ersten kolumbianischen Nachtschicht und muss einen 400-Seiten-Text in zwei-drei Seiten zusammenfassen. Für morgen, 9 Uhr. Der Text ist gelesen, eine Seite geschrieben, trotzdem fehlt irgendwie noch viel und das ist dann doch nicht das allereinfachste auf Spanisch. Tatsächlich ist das Unisystem doch sehr verschult hier. Aber so muss man halt die Texte lesen. Was nicht direkt schadet, wenn sie interessant sind; weniger Freiheit als in Deutschland lässt es einem schon. Dafür bin ich jetzt ein absoluter Experte, was Jorge Eliécer Gaitán angeht, Caudillo?, Populist?, Demagoge?, Sozialist?, Faschist? Das alles wurde er genannt zu Lebzeiten und danach. Er war ungemein populär in den ärmeren Bevölkerungsschichten, unbequem für die etablierten Parteien, auch wenn er aus einer der beiden heraus grösstenteils agierte. Seine Anhänger nannten sich Gaitanisten. Ermordet wurde er, wahrscheinlich noch nicht mal aus politischen Motiven, am Mittag des 9. April 1948 vor seinem Büro an der Carrerra Séptima Ecke Avenida Jiménez de Quesada. Der Mörder wurde innerhalb weniger Minuten gelyncht (starb tatsächlich noch vor Gaitán, der eine halbe Stunde später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag) und zur Plaza Bolívar geschleift unter lauten Rufen, die den Sturz der konservativen Regierung forderten. In den darauffolgenden Stunden wurde das Zentrum Bogotás praktisch zerstört, die wichtigsten Gebäude niedergebrannt, geplündert, Radiostationen und Polizeipräsidien besetzt. Zum Teil schlossen sich auch Polizisten der Masse an, die minütlich grösser wurde, nach der Verbreitung der Nachricht des Mordes Mund zu Mund und über das Radio. Der Masse gegenüber stand unter anderem die Leibgarde des Präsidenten und Teile des Heeres. Das Chaos ohne Gleichen. Insgesamt haben an diesem Tag wohl über tausend Menschen das Leben verloren, während die politischen Führer sich verschanzten und über die Konsolidierung ihrer Macht beratschlagten. Unglaublich, wie der Mord an einer Person ein solches Inferno verursachen konnte, der Zustand der Stadt wurde danach verglichen mit dem zerbombter europäischer Städte nach dem zweiten Weltkrieg. Im Nachhinein wurde natürlich von einer internationalen kommunistischen Verschwörung gesprochen, die sowohl den Mord als auch das darauffolgende Chaos verursacht haben soll. Wie auch immer. Der Tag ging auf jeden Fall als Bogotazo in die Geschichte Kolumbiens ein und hat diese seitdem immens geprägt.
An dem Tag übrigens interessanterweise vor Ort (als kubanischer Studentenvertreter wegen der Conferencia Panamericana, die über die Gründung der OAS beratschlagte) und irgendwie beteiligt: Fidel Castro.
Das alles muss ich jetzt nur noch in schönem Spanisch zusammenfassen, dann hab ichs für heute geschafft. Vielleicht trinke ich jetzt noch einen Tee?

Samstag, 15. August 2009

Aburrimiento, Feria del Libro, Concierto

Mal wieder eine Woche vorbei.. keine Uni, viel zu lesen.. aber auch einige andere Aktivitäten.. Am Mittwoch war ich mit zwei Kommilitonen (ein Norweger, ein Kolumbianer) bei einem Seminario zum Thema El Aburrimiento (Langeweile).. Sehr interessant und etwas merkwürdig, zum Teil Lesung, dann Musik (Velvet Underground) und Bilder (Andy Warhol).. hinterher noch im Museo del Banco de la República, Warhol-Ausstellung..
Am Donnerstag war ich mit Hugo bei der Feria del Libro (internationale Buchmesse).. viele Bücher, haben lange gestöbert.. aber doch eher teuer..
Gestern Abend dann Gratis-Konzert im Parque Simón Bolívar im Rahmen des Festival de Verano mit drei Gruppen: Dragón y Caballero, Sin Ánimo de Lucro und Calle 13.. durchaus angenehmer Abend..
Übrigens hab ich mittlerweile meine Cédula..

Montag, 10. August 2009

Visum und Uni (oder auch nicht)

Ich hab das Visum! Und trotz nerviger Bürokratie und vieler verlangter Dokumente "nur" drei Stunden Wartezeit im Ministerium.. jetzt fehlt nur noch die Cédula de Extranjería, der Passersatz fürs Inland.
Uni fällt übrigens diese Woche erstmal aus wegen irgendeines nationalen Entwicklungsplanes, Plan Nacional de Desarrollo, .. keine Ahnung, was die da diskutieren.. hab auf jeden Fall viel Zeit, die ganzen Texte zu lesen: bis nächste Woche schon über 500 Seiten und dazu muss ich zwei Essays über jeweils 2-3 Seiten schreiben. Aber alles sehr interessante Themen: Einmal ein Text über den Mord am populären liberalen Politiker Jorge Eliécer Gaitán am 9. April 1948, der den Bogotazo (blutiger Volksaufstand in Bogotá an diese Tag) und die Violencia (gewaltsamer Konflikt zwischen den beiden führenden Parteien von 1948 bis 1953/8) ausgelöst hat. Dann ein Text über die historischen Dimensionen der Begriffe "Rasse" und "Rassismus". Und ferner ein Kapitel aus Mario Vargas Llosas Buch über Gabriel García Márquez.

Samstag, 8. August 2009

Cerro de Monserrate

Samstags-Ausflug zum Cerro de Monserrate (3152 m). Nichts spektakuläres, ausserdem im Regen, aber der Blick ist trotzdem toll.


El Teleférico

Vista panorámica de la ciudad de Bogotá


Basílica del Señor de Monserrate



ok, Selbstportraits muss ich noch üben....

Mittwoch, 5. August 2009

Dienstag, 4. August 2009

Erste Tage an der Uni

Gestern dann also mein erster regulärer Unitag. Von zwei bis fünf Seminar zu Gabriel García Márquez. Schon die Raumsuche war anstrengend, da im Internet nichts zu finden war, doch nach einiger Fragerei war ich tatsächlich pünktlich da. Das Seminar selbst wird gehalten von einer nicht-muttersprachlichen Dozentin (aus Rumänien), aber ok. Der Kurs könnte insofern viel Arbeit werden, als das ungefähr jede Woche ein Buch gelesen werden muss, also 100 Seiten die Woche ist ganz normal. Hinterher hab ich mich mit Hugo getroffen, Kolumbianer aus Riohacha, La Guajira, den ich schon am Freitag kennengelernt habe. Sehr interessanter Typ, macht gerade ein postgraduales Studium in Argentinien und ist hier als Austauschstudent mit dem Ziel, für seine Abschlussarbeit zu recherchieren. Wir haben dann nach einem kleinen Abendessen auf dem Campus eine Flasche Wein geleert und bis spät abends über Politik, Philosophie, etc. diskutiert.
Heute war dann mein erster Geschichtskurs (Historia de Colombia IV), von neun bis zwölf, in dem die Geschichte Kolumbiens von 1945 bis 1974 behandelt wird, also eine der interessantesten Phasen der kolumbianische Geschichte. Da war dann der ganze Kurs inklusive Dozent auf Raumsuche, da bislang kein Raum zugewisen wurde, bis nach viel Rennerei eine provisorische Lösung gefunden wurde. Auch hier wird viel Arbeit anstehen, viel Lektüre und insgesamt sechs schriftliche Zusammenfassungen und eine Abschlussarbeit.
Zum Nachmittagsseminar zu César Vallejo ist dann der Dozent nicht gekommen, weswegen ich jetzt den Feierabend geniessen kann. Also bleiben noch zwei Seminare kennenzulernen, mal schauen wieviel Arbeit dieses Semester auf mich zukommt.

Sonntag, 2. August 2009

La Plaza Bolívar








Noch einmal das Zentrum, diesmal bei besserem Wetter. Beim dritten Foto sieht man im Hintergrund den Cerro de Guadalupe.

Halbmarathon in Bogotá


La avenida 53.

No reelijas la rata ke mata


Grafiti gegen Uribe.

Samstag, 1. August 2009

El centro de Bogotá: la Plaza Bolívar



Inducción de los estudiantes visitantes

Gestern morgen war die offizielle Begrüssung und Einführung für die Austauschstudenten in der Universität. Interessanterweise neben einigen Europäern vor allem viele Kolumbianer von anderen Universitäten, die ein Austauschsemester an der Universidad Nacional machen, für Studien oder ähnliches. Nach einigen eher langweiligen Präsentationen und Videos gab es eine Tour über den Campus mit einem Unibus. Danach wurden wir von der Fakultät begrüsst. Nach dem Mittagessen waren dann die Einschreibungen für die Veranstaltungen. Ich werde jetzt zwei Literatur- und zwei Geschichtskurse belegen. Themen: Gabriel García Márquez, César Vallejo, Historia de Colombia IV und Raza y diferencia en la historia de Colombia. Nach dem offiziellen Teil sind wir dann mit einem Studenten, der sich um die Austauschstudenten bemüht, ins Zentrum gefahren, haben die Candelaria erlaufen, das historische Zentrum und waren dann noch in einer Bar.