Samstag, 29. August 2009

Dies und das

Die vergangene Woche war insgesamt eher ruhig. Viel Alltag. Am Donnerstag-Abend war ich mal wieder bei einem Vortrag des Polo, diesmal zur Wirtschaftskrise und Geschichte der Wirtschaft in den Vereinigten Staaten. Interessant, wenn auch nicht so fesselnd wie das Thema der Vorwoche. Apropos, zu dem Thema der Basen fand am Freitag ein ausserordentlicher Gipfel der Unasur (Union südamerikanischer Staaten) in Argentinen statt, so dass ich den halben Tag vorm Fernseher verbracht habe und die Reden der Präsidenten verfolgt habe: Hugo Chávez gewohnt polemisch, Rafael Correa intelligent und verständlicherweise aufgebracht, Álvaro Uribe eher blass, die Bedeutung der Basen herabspielend, Lula, Evo Morales und Tabaré Vázquez eindeutig in ihrer Haltung gegen die Basen und mit guten Argumenten, Cristina Fernández de Kirchner, Michelle Bachelet und Fernando Lugo mit beschwichtigerendem Ton, dennoch eindeutig ablehnend und nicht einmal Alan García offen auf der Seite Uribes. Am Ende wurde der Tonfall dann insgesamt harmonischer, positive Schlüsse wurden gezogen, zum Beispiel sei es ein Erfolg, dass überhaupt über das Thema diskutiert werde. Die Militärbasen wird das alles ntürlich nicht verhindern. Aber vielleicht verbessert sich ja die Diskussionskultur zwischen den Präsidenten.
Den Freitagabend habe ich in der Uni verbracht, bei den Geschichtenerzählern, einige nette Leute kennengelernt und danach dann noch ein wenig Party gemacht.
Heute war ich mal bei Hugo zuhause, nach einer über 40-minütigen Busfahrt in den Süden der Stadt, eine Gegend, der die meisten Mittel- und Oberschichtsbogotanos mit Vorurteilen gegenüber stehen und die sie meiden. Aber ganz im Gegenteil hat sich mir das Viertel (Candelaria la nueva) als ungemein lebendig und viel offener präsentiert als zum Beispiel der reiche Norden. Allerdings sagt auch Hugo, dass die Siedlungen auf den angrenzenden Hügeln tatsächlich eine Spur gefährlicher sind. Man muss einfach wissen, wo, wie und mit wem man sich bewegen kann. Später dann wieder eine lange Busfahrt Richtung Zentrum, wie oft der Bus viel zu voll, viel zu niedrig und dazu einige Trancones (Staus). Im Zentrum hat Hugo mir die grösste Bibliothek des Landes gezeigt, die Luis Ángel Arango, und im Anschluss haben wir noch ein paar Runden durch die Candelaria (die alte) gedreht.
Der morgige Tag wird dann ganz im Zeichen der Violencia in Antioquia (Provinz mit der Hauptstadt Medellín) zwischen 1946 und 53 stehen (inklusive Reseña bis Dienstag). Jetzt widme ich mich dagegen der Hojarasca von Gabriel García Márquez (Laubsturm), die ich für Montag lesen muss. Über diese Lektüre will ich mich aber keinesfalls beklagen.

2 Kommentare:

  1. Verzeihe meine Unkenntnis, Praesident welchen Landes ist Alan García?
    Ansonsten freue ich mich ueber einen gewohnten Nai-Ton :D

    AntwortenLöschen
  2. Perú, Partido Aprista, ursprünglich vermeintlich sozialdemokratisch, hat schon einmal in den 80er Jahren seine Unfähigkeit bewiesen, war danach im politischen Exil in Kolumbien und Frankreich und seit 2005 wieder Präsident. Weiterhin sehr kritisch zu betrachten.

    AntwortenLöschen