Donnerstag, 20. August 2009

Bases militares

In den vergangenen Wochen das alles beherrschende politische Thema in Lateinamerika: Ein Abkommen zwischen Kolumbien und den USA, dass den USA erlaubt in sieben kolumbianischen Militärbasen Truppen zu stationieren, angeblich um Narcotráfico und Guerrilla zu bekämpfen, zufälligerweise kurz nachdem die USA ihre Basis in Manta, Ecuador aufgeben mussten. In der gesamten Region war ein Aufschrei zu hören: lautstarke Proteste vor allem aus Venezuela und Ecuador (aber auch aus fast allen anderen südamerikanischen Ländern), die darin eine direkte Bedrohung sehen. Und natürlich suchen die USA die Kontrolle über die Region zu sichern. Und nachdem vor knapp über einem Jahr kolumbianische Truppen ecuadorianisches Territorium bombadiert und dort den Guerrillaanführer Raúl Reyes getötet haben, sind die Beziehungen ohnehin angespannt. Also jetzt abgekühlte Beziehungen zwischen den Ländern, vorübergehender Abzug des venezolanischen Botschafters aus Bogotá, Drohung eines Stopps der Wirtschaftsbeziehungen. Ausserdem sowohl von Chávez und Correa eindeutige Stellungnahme (in zwei sehr interessanten Interviews im kolumbianischen Fernsehen), dass bei einer erneuten Grenzverletzung seitens Kolumbiens mit einer kriegerischen Antwort zu rechnen sei. Weiterhin sei aber klar, dass sämtliche kriegerische Bedrohung im Kontinent von Kolumbien ausgehe (klar, dieses Land befindet sich zumindest in einigen Regionen eindeutig in einer Art Kriegszustand). Übrigens habe ich da erst vor einer Woche eine überaus besorgte Mail meines ecuadorianischen Freundes Segundo bekommen, der sich bestürzt über die gesamte Situation zeigt. Von kolumbianischer Seite bestehen die Anschuldigungen, dass sowohl Chávez als auch Correa die FARC unterstützten, ohne allerdings irgendwelche Belege zu liefern. Dazu kommen dann die Militärbasen und die kolumbianischen und US-amerikanischen Bejahung des Rechts auf Präventivschläge sowie die seit dem 19. Jahrhundert eindeutigen Hegemonialansprüche der USA in Bezug auf Lateinamerika.
Heute war ich dann mit Diego, Rosalba (Diegos Mutter) und Angela María (seine Cousine) bei einem Vortrag von Jorge Robledo, Politiker und Senator der stärksten linken Partei Kolumbiens, dem Polo Democrático Alternativo (der Diegos Eltern angehören), über die Frage der Militärbasen. Leider ist die Opposition in Kolumbien insgesamt relativ schwach, auch wenn der Polo aktuell den Bürgermeister Bogotás stellt. Tatsächlich war der Vortrag hochinteressant und überaus kritisch den Basen gegenüber, alle Argumente dagegen auflistend und deren Illegalität erklärend. In dem Zusammenhang ging er auch auf das Freihandelsabkommen (TLC) mit den USA sowie den überaus problematischen Plan Colombia (vermeintlich zur Drogenbekämpfung) ein. Wie gesagt: sehr interessant und informativ. Die politische Situation ist also sehr angespannt in Kolumbien und der ganzen Region.

3 Kommentare:

  1. gibt es irgendeine kolumbianische Tageszeitung online, auf der man das verfolgen kann? und wie hieß nochmal die ecuadorianische? find ich schon sehr interessant...

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  2. http://www.eltiempo.com/ oder http://www.elespectador.com/ und http://www.eluniverso.com/

    im Moment ist das Thema nicht ganz so in den Schlagzeilen, aber das kommt wieder.. und ausserdem muss man sehr vorsichtig sein mit dem, was da so drin steht..

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  3. 24. September 2009

    Hallo Nikolai,
    wir verfolgen fasziniert deine Alltagsgeschichten, deine Studien und die politischen Kommentare- alles sehr spannend! Und grüßen aus Berluscnoni-Land....

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